Im Film-Himmel – Tag 7: Sieben

Am siebten Tag in dieser Blogaktion und als letzte Kritik vor der Blogpause, kam von Anfang an nur ein Film in Frage. Ihr kennt doch bestimmt diese Filme, die scheinbar jeder gesehen hat außer euch? Genauso ist es für mich mit David Finchers „Sieben“ bzw. „Se7en“. Nun ist dieser moderne Klassiker endlich von meinem „Pile of Shame“ verschwunden und es stellt sich nur eine Frage: Hat sich das Warten gelohnt?

Mini-Fun-Fact direkt am Start: Ich habe den Film gestern an meinem Geburtstag gesehen, mein Geburtsjahr ist 1995 und dreimal dürft ihr raten, aus welchem Jahr dieser Film stammt? Verrückt! Nun ist es halbwegs verständlich, dass ich zum Kinostart mit knapp 6 Monaten noch nicht dabei sein konnte, aber immerhin 26 Jahre später bin ich dann auch endlich mal bei der Party dabei. Natürlich kam ich nicht drum herum, in den vielen Jahren etwas aus der Popkultur zu diesem Film aufzusaugen. So war mir natürlich die Grundprämisse nicht neu (Serienkiller bringt Leute nach den sieben Todsünden um) und auch Kevin Spaceys Rolle war mir bekannt. Das Ende allerdings war mir noch unbekannt oder ich hatte es zumindest erfolgreich verdrängt. Halbwegs gute Voraussetzungen für einen guten Thriller-Nachmittag. Der Film beginnt auch erstmal schön atmosphärisch. Morgan Freeman als Detective Somerset hat nur noch eine Woche bis zum Ruhestand und trifft auf seinen Nachfolger David Mills aka Brad Pitt. Natürlich verstehen sich die beiden zu Anfang nicht gut, immerhin steht hier der alte Nachdenker gegenüber den jungen Heißsporn. Nach den ersten beiden Morden an einen Fettleibigen und einem Anwalt, beginnt so langsam der eigentliche Plot und mit Hilfe von Mills Frau (Gwyneth Paltrow) reißen sich die beiden Männer zusammen, um den Killer zu finden. Ein paar grausame Szenen und Verfolgungsjagden später, stellt sich jedoch der Mörder (Kevin Spacey) und will den beiden Polizisten die letzten beiden Leichen zeigen. Zwischendrin gibt es noch eine Menge Charakterzeichnung für die Detectives und man lernt allerlei Gestalten aus dieser trostlosen Stadt kennen.

Für mich gibt es einige positive, wie auch negative Aspekte bei „Sieben“, wobei ich hier direkt mal klarstellen will, dass der Film in seiner Machart fantastisch ist. Von der immer verregneten, grauen Großstadt, über die Kamerafahrten bis hin zu den ekelhaften (in positiven Sinne) Schauplätzen. Aber dazu gleich mehr, erstmal gibt´s die Kritik. So richtig in die Welt hat mich der Film nicht reingezogen und das liegt vor allem an der Prämisse. Jetzt werden vielleicht einige mit dem Kopf schütteln und sagen, dass die Sache mit den Todsünden doch eine super Idee gewesen ist. Da stimme ich auch zu, aber für mich wirkt die Umsetzung einfach an manchen Stellen zu gewollt. Der Drang danach, immer noch verrücktere und schmerzhaftere Ideen einzubringen und mit den Todsünden zu verknüpfen, hat bei mir leider nicht die gewünschte Wirkung gezeigt. Auch die zwischenmenschlichen Ereignisse funktionieren eher so halbgar. Klar, die Szenen sind für das bittere Ende wichtig, aber eigentlich hat mich dieses Katz-und-Maus-Spiel zwischen den Detectives und dem Mörder viel mehr interessiert. Dazu kommen noch ein paar Kleinigkeiten, die mich persönlich immer mal wieder gestört haben. Der Soundtrack hat mir zum Beispiel überhaupt nicht gefallen, obwohl hier fähige Leute am Start waren wie Howard Shore oder die Nine Inch Nails. Dazu kommt noch ein viel zu schnell ablaufender Mittelteil, bei dem kaum noch auf die Morde eingegangen wird und die Beziehung der beiden Hauptdarsteller einer Wunderheilung gleich kommt. Zugegeben, das war etwas drastisch ausgedrückt und allgemein finde ich es ja gut, dass Fincher seine Geschichte in gut 2 Stunden erzählt bekommt. Deswegen hab ich jetzt auch genug gemeckert, denn kleiner Spoiler: Ich mag den Film.

Auch wenn ich wohl nicht mehr so ein großer „Sieben“-Fan werde wie manch andere, so konnte mich der Film doch gut unterhalten. Das liegt in erster Linie am „Look n´ Feel“. Es gibt nicht viele Filme, wo ich wirklich Ekel empfinde, aber bei der Wohnung des ersten Opfers oder auch beim Schein-Toten im späteren Verlauf, lief es mir eiskalt den Rücken runter. Das Team hinter der Kamera macht hier einen überragenden Job und mindestens die Hälfte der Credits sollten diese Leute bekommen. Die andere Hälfte des Lobes teilen sich dann die Darsteller und der Regisseur. Die beiden Protagonisten machen ihren Job richtig gut und Kevin Spacey kann wie immer schauspielerisch als Psychopath überzeugen. David Fincher inszeniert seinen Streifen auch sehr gut, besonders in den Action-Einlagen, an den Mord-Schauplätzen und beim Ende, kommt richtig schöne Thriller-Stimmung auf. Auch wenn der Film in der Mitte seinen roten Faden etwas verloren hat und die Prämisse für mich etwas zu aufgesetzt wirkte, habe ich es zur keiner Sekunde bereut „Sieben“ endlich geschaut zu haben. Wer auf der Suche nach einem bitter-bösen Thriller ist, der den gewissen Ekel- und Action-Faktor mitbringt, kann ich dieses Werk nur ans Herz legen. Ach was sag, ihr habt den ja wahrscheinlich eh schon alle gesehen.

Die Film-Himmel-Woche:

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