Eine Woche in der Filmhölle: Tag 7 – Samba in Mettmann

Orpheus kam aus der Unterwelt, Hercules entkam dem Hades und… sonst fällt mir jetzt auch keiner ein, der von den Toten zurückgekehrt ist. Außer meiner Wenigkeit natürlich! Mit dem heutigen Film lasse ich die Hölle hinter mir. Kann vielleicht das letzte Werk der Woche nochmal für einen positiven Abschluss sorgen?

  • Das Allerletzte

Was musste ich den letzten Tagen nicht alles ertragen? Kotzende Babys, sprechende Penisse, Otto als Lustmolch, den Weißwurst-Himmel, offenen Sexismus und Mario Barth.  Ich dachte mir, dass ich mir nach den kleineren und größeren Katastrophen am letzten Tag etwas Entspannung verdient habe. Daher habe ich mir einen Film ausgesucht, dessen Hauptcharakter mich normalerweise überzeugen kann: Hape Kerkeling! Ich halte zwar nicht alles von ihm für reines Gold, aber Hape ist eigentlich ein Garant für sympathische Unterhaltung mit einem Grundniveau. Tatsächlich passen Worte wie „Sympathie“, „nett“ und „solide“ hier am besten. Nur die Geschichte ist komplett zum vergessen. Hape Kerkeling trifft eines Abends auf den Straßen von Mettmann drei Brasilianerinnen. Eine dieser Frauen sollte eigentlich den mächtigen Brauerei-Erben „Pfeffer“ heiraten, doch dazu kam es nicht. Ab diesem Zeitpunkt steht der Film komplett auf der Stelle. Die drei Damen kommen in die Wohnung, gehen wieder raus, irgendwas wird beredet, man trifft sich wieder in der Wohnung usw. Der eigentliche Showdown hätte auch nach 10 Minuten schon kommen können, aber man musste die Zeit ja irgendwie füllen. Das größte Potenzial als „Füllmaterial“ hat dann noch der Grund, warum die Hochzeit abgesagt wurden ist. Dieses Rätsel soll wohl irgendwie als Spannungsbogen ausreichen, was aber hinten und vorne nicht klappt. Das liegt auch an der Auflösung, die einfach aufgesetzt wirkt und mit keiner Silbe vorher angedeutet wurde. Jegliches miträtseln wäre also sowieso umsonst gewesen.

  • Endlich passiert mal was!

Die Story taugt also nichts, wie sieht es denn bei den Darstellern aus? Hier ist eigentlich alles vorhanden, was das deutsche Schauspiel hergibt. Hape Kerkeling spielt den Protagonisten sehr angenehm „naiv“ und mit trockenem Humor, skurrile Nebendarsteller wie Sky du Mont oder Rolf Nagel können auch überzeugen. Mittlerweile dran gewöhnt habe ich mich, an die komplett übertriebenen Charaktere in deutschen Komödie. Beste Beispiele sind hier Uwe Rohde oder Max von Thun. Der Award für die nervigste Nebenrolle der Woche geht ebenfalls an diesen Film, denn eine der drei Brasilianerinnen ging mit ordentlich auf die Nerven. Aber das wichtigste in einer Komödie ist ja immer noch der Humor. „Samba in Mettmann“ hat zwar ein paar nette Witze zu bieten („Ein Sohn winkt, wenn der Vater verreist“), aber der Humor liegt eher in der Milieustudio einer deutschen Kleinstadt. Hier liegt das große Potenzial vergraben und jeder der nicht sein ganzes Leben in der Großstadt verbracht hat, wird sich teilweise wie zuhause fühlen. Jeder kennt irgendwie jeden, Gerüchte verbreiten sich durch das „Stille Post“-Prinzip, im Regionalfernsehen wird erstmal ein Schluck von der städtischen Brauerei getrunken und niemand kann sich vorstellen, dass hier mal was Spannendes passieren könnte. Leider wird hier auch nur an der Obergrenze gekratzt und der Fokus liegt leider viel zu häufig bei den Charakteren oder bei der öden Story. Auf Humorebene ist „Samba in Mettmann“ größtenteils ein netter Gegenpol zu den anderen Filmen dieser Höllenwoche, aber über das Mittelmaß kommt der Film auch durch einen Sympathieträger wie Hape Kerkeling nicht hinaus.

Samba in Mettmann

 

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