MMM #17 mit Jodorowsky´s Dune und Cats

Der August ist vorbei und es wird wieder Zeit für MMM – Mein Movie Monat! Dieses Mal gibt es zwei Filme, die auf ihre eigene Art einen ordentlichen Sprung in der Schüssel haben. Nur die Besprechung zu meinem ersten Kinoerlebnis in der Pandemie muss weiter auf die Zweitsichtung warten. Die Wertung zu „Tenet“ weiter unten im Ranking könnt ihr also mehr als Vorab-Beurteilung verstehen. Zu fast allen anderen Filmen (und „Tenet“) gibt es aber in Folge 39 und 40 der „Kinotagesstätte“ meine Meinung zum nachhören.

Verrücktheit des Monats

Bisher habe ich es nur im Podcast besprochen, aber irgendwann folgt auch mal ein Artikel darüber: Eine der wichtigsten Sachen im Film ist für mich „Andersartigkeit“. Ich liebe es, wenn Filmemacher gegen den Strom schwimmen und ihre Version konsequent umsetzten. Nichts ist besser als ein Film, von einem genialen Team, die ständig zwischen Genie und Wahnsinn pendeln. Genauso ein Mann ist Alejandro Jodorowsky. Dieser Mann wollte mal Frank Herberts „Der Wüstenplanet“ verfilmen, doch daraus wurde (leider) nichts. Die Geschichte, wie es aber fast zu diesem Film kam, erzählt uns die Doku „Jodorowsky´s Dune“, welche noch bis Anfang September auf Arte verfügbar ist und hiermit meine vollste Empfehlung bekommt. Neben dem faszinierenden Thema, ist die Dokumentation auch handwerklich sehr gut gemacht. Der gesamte Werdegang wird uns schön unaufgeregt und chronologisch erzählt vom Großmeister selbst, ein paar Weggefährten und aktuellen Vertrauten. Archivmaterial, immer wieder im Gegenschnitt mit den Interviews – Doku-Standard, aber halt auch ein bewährtes System der wissensvermittelnden Unterhaltung. Außerdem ist die Geschichte so unglaublich und die Charaktere (allen voran Judorowsky selbst) so unterhaltsam, dass man hier gar nicht groß mit anderen Dokumentarstilen ausprobieren muss. Ab und zu gibt es sehr hübsche Animationen, wo wir als Zuschauer in die Vorab-Zeichnungen der Szenenbilder eintauchen können und die das Ganze sehr schön auflockern. Die Mischung aus gut strukturierter Doku und kaum zu fassender Geschichte, hat mich schon in „Supermensch“ von Mike Myers begeistert. Zur Story selbst muss ich kaum Worte verlieren. Wir hätten fast eine 10 bis 12 stündige „Dune“-Verfilmung mit Mick Jagger, Orson Welles und Salvador Dali als Darsteller, mit Musik von Pink Floyd und Magma und Sets nach Entwürfen von H.R. Giger und Moebius bekommen. Dieses Projekt wäre entweder der künstlerisch größte Film aller Zeiten geworden oder der krasseste Reinfall der Leinwandgeschichte. Das werden wir wohl nie erfahren, aber zumindest die Doku über das Thema ist wahnsinnig gut geworden und kann ich nur jedem Filmfan ans Herz legen.

 

Haarigste Angelegenheit des Monats

Wie viele Worte ein Filmkritiker für das Wort „Scheiße“ finden kann, bekamen wir Ende 2019 zu lesen bzw. zu hören. „Cats“ kam in die Kinos und wurde weltweit zerrissen. Das ging so weit, dass manche Kritiker eine Mitleids-Review schrieben und aus Respekt für die Beteiligten auf einen kompletten Abgesang verzichtet haben, was meiner Meinung nach nur einer weiteren Höchststrafe für den Film gleichkommt. Mir war natürlich klar, dass ich „Cats“ irgendwann sehen muss und für 99 Cent bei Amazon kann man ja auch nicht so viel falsch machen, oder? Ich schreibe hier auch gar nicht lange um die heiße Milch herum: Der Film ist schlecht, da führt kein Weg dran vorbei. Die größten Probleme liegen beim Drehbuch und an der Technik. Die Musik selbst… naja, die ist halt von Andrew Lloyd-Webber, dem Max Martin unter den klassischen Komponisten. Die Songs sind „catchy“, aber zu einem Großteil auch einfach zu simpel um länger im Ohr zu bleiben. In der ersten Hälfte haben mich die teilweiße austauschbaren Songs ziemlich eingelullt und ich war schockiert über die CGI-Katzen-Kreaturen, den vielen lächerlichen, fast schon fremdschämigen Momenten und der Story, die tatsächlich nur darüber handelt, wie sich die einzelnen Katzen vorstellen, um von Judy Dench die Erlaubnis zur Wiedergeburt zu erhalten. Nach diesem Eintritt in das Fiasko bahnte sich aber schnell eher die Langeweile aus. Noch eine Katze, noch ein Song, wieder das gleiche „cleane“ Setbild. Nach einer ewiglangen Tanz-Sequenz entschied ich mich, den Film am nächsten Tag weiter zu schauen. Wie sich zeigte, war das eine gute Entscheidung. Mein Einstieg begann beim ersten erklingen von „Memory“, dem berühmtesten Song des Musicals. Jennifer Hudson singt diese wunderschöne Ballade fantastisch und so war der zweite Einstieg deutlich gelungener. Mittlerweile hatte ich mich auch an diese „Wesen“ gewöhnt, über merkwürdige Szenen mit seltsamen Perspektiven und Kontinuitätsfehler konnte ich immer mehr schmunzeln und langsam begann mich dieser Unfall auf dem Bildschirm zu faszinieren. Ich sag es jetzt einfach wie es ist: Ja, „Cats“ ist kein guter Film, aber ich fühlte mich gerade von der zweiten Halbzeit sehr gut unterhalten. Beim zweiten „Memory“ bekam ich Gänsehaut, der „Mr. Mistoffelees“-Song ging mir den ganzen Tag nicht mehr aus dem Ohr, die gesamte Absurdität des Films hat mich in seinen Bann gezogen und die übelsten Szenen bekommen von mir auch das Prädikat „so schlecht, dass es schon wieder Spaß macht“. Leider geht „Cats“ nicht All-in wie z.B. eine „Rocky Horror Picture Show“. Es fehlt der Grad an absurder Genialität um aus einem schlechten Film einen Kultfilm zu kreieren. Der Film ist ein cineastischer Unfall, gepresst in einen hochglänzenden Studio-Film. Diese Diskrepanz zwischen Hollywood-Glamour für 200 Millionen Dollar und kompletten Versagen auf fast allen Ebenen – Ich war und bin so fasziniert von diesem Werk, dass ich guten Gewissens eine solide Punktzahl vergeben kann. Der Film ist wie ein Profifußballer, der auf dem Ball ausrutscht, wie ein Formel 1-Fahrer, der sein Auto abwürgt, wie ein Fernsehmoderator, der seine Schrift auf den Handzetteln nicht mehr lesen kann. Wenn auf diesem hohen Niveau etwas komplett schiefgeht, dann finde zumindest ich das kurzweilig unterhaltsam. Noch ein paar weniger Tassen im Schrank und „Cats“ hätte vielleicht sogar Kultpotenzial gehabt. So ist es am Ende leider nur ein mieser Film, dem ich wohl durch seine ungewollte Andersartigkeit mehr abgewinnen konnte, als mir selber lieb war.

 

Filmranking für August 2020

Platz Filme Wertung Laufzeit (Min) Wo gesehen
1 Interstellar 5 169 Bluray
2 Inception 5 148 Bluray
3 Dunkirk 4,5 107 Bluray
4 Jodorowskys Dune 4,5 90 Arte Mediathek
5 The Dark Knight 4 152 Netflix
6 Memento 4 113 Netflix
7 Tenet 3,5 150 Kino
8 Insomnia 3,5 118 Amazon Prime
9 Following 3,5 68 Youtube
10 Doodlebug 3,5 3 Youtube
11 Cats 3 110 Amazon Prime
12 Batman Begins 3 140 Netflix
13 Judy 2,5 118 Amazon Prime
14 The Dark Knight Rises 2,5 165 Netflix
  Schnitt 3,71 Pkt. 117,93 Min. Bluray-Regal: 3
  Gesamt 14 Filme 1651 Min. Streaming: 10
        27,5 Std. Kino: 1

6 Comments

    1. Versteh mich nicht falsch, ich halte den Film auch für eine kleine Vollkatastrophe 😀
      Aber das heißt ja nicht, dass man mit sowas nicht auch Spaß haben kann^^

      Like

  1. „Die Musik selbst… naja, die ist halt von Andrew Lloyd-Webber, dem Max Martin unter den klassischen Komponisten“

    Da ärgere ich mich, dass ich selbst nicht drauf gekommen bin. Der Vergleich ist grandios.

    Zum Rest von Cats: Ich widerspreche, der Film hat Kultpotential, auch wenn ich den nie wieder sehen will.

    Gefällt 1 Person

    1. Da war ich tatsächlich auch ein bisschen stolz bei dem Vergleich^^

      Glaube eher, dass der Film einfach nur als schlechter Film in die Geschichte eingeht und nicht zu so etwas wird wie die RHPS oder The Room

      Gefällt 1 Person

Hinterlasse einen Kommentar