MMM #16 mit Doctor Sleep, Knives Out und Der Leuchtturm

Falls es euch noch nicht aufgefallen ist: Wir haben August! Wie konnte das denn passieren und warum gab es noch kein Movie Monat? Die kurze Verzögerung tut mir leid, aber dafür gibt es in diesem Beitrag drei Kritiken zum Preis von gar keiner! Wer da nicht zuschlägt ist selber schuld. Auf geht’s!

Highlight des Monats

Es gibt so Filme, da weiß man schon vorher, dass die gezeigten Bilder auf Zuneigung treffen werden und tatsächlich kommt alles dann auch so wie erwartet. „Der Leuchtturm“ ist so ein Beispiel. Vorher dachte ich, es erwartet mich ein Trip in die Psyche zweier Leuchtturmwärter im Stile der großen Filme aus dem deutschen Expressionismus, Bilder wo ich die Nässe einer Insel förmlich schmecken kann, Schauspieler die mich mit ihrem Nervenzusammenbruch faszinieren und keine Minute „normaler“ Film. Wenn auch ihr die Erwartungshaltung habt, dann kann ich euch sagen „Aye!“ freut euch auf „The Lighthouse“. Naja, vielleicht ist die eine oder andere Szene auch mal unfreiwillig komisch und man wird das Gefühl nicht los, hier eher ein Theaterstück zu sehen, als einen echten Film. Der letzte Schliff fehlt noch ab und zu, aber ein gewisser Grad der Unperfektion macht solche Filme vielleicht dann auch so spannend. So ein Projekt hätte auch ganz schnell in den Trash-Bereich abrutschen können, aber zu unserem Glück ist Regisseur Robert Eggers viel zu talentiert, um einen Kunstfilm in den Sand zu setzten. Sonst gilt allgemein: Schaut euch den Trailer an und denkt an das alte ostfriesische Sprichwort „What you see is what you get“.

Der Leuchtturm

 

Überraschung des Monats

„The Shining“ ist einer meiner absoluten Lieblingsfilme. Was Kubrick aus der einfachen, aber wirkungsvollen Prämisse eines Horrorhotels gemacht hat, wirkt auch 40 Jahre später noch nach. So sehr, dass irgendwer gedacht, wir machen mal eine Fortsetzung. „Doctor Sleeps Erwachen“  heißt dieser Versuch und er ist immerhin nicht komplett aus der Luft gegriffen, denn Stephen King selbst hat 2013 eine Fortsetzung zu seinem Hit geschrieben. Die Autoren mussten also eine Fortsetzung zu einem großen Klassiker schreiben, gleichzeitig haben sie aber auch eine Romanvorlage auf die sie achten müssen und einen Schöpfer, der die ursprüngliche Verfilmung nicht gerade mag. Ein Mammutprojekt und immerhin ist uns knapp der Drehbuchautor von Hits wie „Batman & Robin“, „I, Robot“ und „Der dunkle Turm“ erspart wurden. Der finale Autor und Regisseur heißt Mike Flanagan und ist für allerlei Horror-Kram bekannt. Um ehrlich zu sein, ist die Inszenierung aber auch keine Zeile mehr wert. Viel mehr Platz in diesem Artikel bekommt auch die Geschichte nicht, welche Verschwörungstheoretikern auf der ganzen Welt wahrscheinlich den Aluhut wegfliegen lässt. Eine Gruppe von „Shining“-Nutzern mit ihrer Anführerin Rose (Rebecca Ferguson), wird beinahe unsterblich durch die Tötung von Kindern und deren Schreie. Danny Torrance (Ewan McGregor spielt Nicholsons Sohn) bekommt gleichzeitig sein Leben auf die Reihe und die junge Abra (Kyliegh Curran) entdeckt ihr großes Talent für die „Shining“-Begabung. Die Story wird etwas unnötig kompliziert erzählt und gewinnt auch keinen Innovationspreis, aber irgendwie hält das Ganze dann doch über die komplette Laufzeit bei der Stange. Dazu tragen mit Sicherheit am meisten die Schauspieler und deren Charaktere bei. McGregor als Mentor Danny, Curran als Heldin Abra und Ferguson als Antagonistin Rose machen einen fantastischen Job und holen alles aus ihren Charakteren raus. Allgemein kann ich dem Film nicht so viel vorwerfen. Der Weg zum Finale ist zwar äußerst holprig und die mysteriöse Fähigkeit „Shining“ wird immer mal wieder zum Magier-Duell missbraucht, aber unterhaltsam sind die 2,5 Stunden durchaus. Ich gebe mal eine vorsichtige Empfehlung raus und dazu noch ein kleiner Tipp: Seht diesen Film eher als King-Verfilmung an, nicht als Fortsetzung zum großen Meisterwerk.

Doctor Sleep

 

Enttäuschung des Monats

Von vielen gelobt am Anfang des Jahres und auch ich hatte richtig Lust auf den Film. Leider ging so einiges schief bei „Knives Out“. Der Film ist ein klassischer Kriminalfilm im Stile der alten Agatha-Christie-Verfilmungen. Ein etwas schrulliger Kommissar (Daniel Craig) muss den Mordfall eines alten Herren (Christopher Plummer) lösen, der angeblich Selbstmord begangen hat. Als Täter in Frage kommen eigentlich alle Personen der verrückten Verwandtschaft. Daher auch der wiedermal ungünstige deutsche Untertitel „Mord ist Familiensache“. Der Streifen hat dabei die typischen Stärken und Schwächen eines Films mit gigantischem Cast. Während die A-Reihe (Jamie Lee Curtis, Michael Shannon,  Chris Evans, Don Johnson) sich versucht in Sachen Schrulligkeit gegenseitig zu überbieten, verkommt der Rest zum Stichwortgeber. Dieser große Cast mit all den „crazy“ Figuren sorgt zwar für durchweg nette Unterhaltung, aber auch für einen gewissen „Egal“-Faktor was die Beziehungen und Hintergründe der Charaktere angeht. Der Kommissar selbst hält sich eher zurück, was zwar eine interessante Wahl ist, aber so bleibt auch Daniel Craig den gesamten Film über sehr blass. Ein guter Krimi steht und fällt eben auch mit seinen Ermittlern. Nicht umsonst wurden Figuren wie Sherlock Holmes oder Hercule Poirot weltberühmt. Craigs Figur wird nicht zu einem Ausnahme-Detektiv hochstilisiert. Vielleicht war die Idee dahinter, dass man sich im ganzen Aufgebot an unterschiedlichen Persönlichkeiten, selbst in die Rolle des Ermittlers reinversetzten soll. Ein guter Ansatz für gelungen Knobelspaß. Nur leider verrät einem der Film die komplette Lösung von hinten bis vorne nach etwa einer halben Stunde. Zwar behält sich der Film ein paar kleine Puzzleteile für das Ende auf, aber der zuvor gelungene Spannungsaufbau war erstmal Geschichte. Vor allem weil die endgültige Lösung mich auch nicht vom Hocker gehauen hat. Als großes Twistfeuerwerk am Ende (oder in der letzten halben Stunde) wäre der Film wohl mehr zu einem generischen Krimi im Stile der berühmten Vorbilder geworden, aber die Spannung wäre weiter oben geblieben, der Rätselspaß hätte zur Unterhaltung beigetragen und auch Craigs Detektivfigur wäre interessanter geworden. Regisseur Rian Johnson geht mal wieder nicht den einfachen Weg. Respekt dafür, aber leider wirkt „Knives Out“ am Ende überinszeniert und –ambitioniert. Ein guter Unterhaltungsfilm mit interessanten Ansätzen – Mehr darf man hier leider nicht erwarten.

Knives Out

 

Filmranking für Juli 2020

Platz Filme Pkt. von 5 Laufzeit (Min) Wo gesehen
1 The Prestige 4,5 130 Netflix
2 The Lighthouse 4 109 Amazon Prime
3 Kung Fu Hustle 4 99 Bluray
4 The Peanut Butter Falcon 4 97 Amazon Prime
5 Doctor Sleep 3,5 152 Amazon Prime
6 Zapped – Frank Zappa in eigenen Worten 3,5 60 Arte Mediathek
7 Short Term 12 3,5 96 Amazon Prime
8 Zombieland 2: Double Tap 3 99 Amazon Prime
9 Knives Out 3 131 Amazon Prime
10 Ich war noch niemals in New York 3 128 Amazon Prime
Schnitt 3,60 Pkt. 110,10 Min. Bluray-Regal: 1
Gesamt 10 Filme 1.101 Min. Streaming: 9
  18 Std.

3 Comments

  1. Knives Out sehe ich ähnlich. Vor allem ab der zweiten Hälfte, oder dem Punkt, an dem Täter und Tathergang feststehen, fand ich den etwas zäh.

    Just heute habe ich angefangen Doctor Sleep zu lesen. Ich peile mal an, bis 2026 damit fertig zu sein.

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