Eine Woche in der Filmhölle: Tag 2 – Schiller

Wir sind am zweiten Tag der Höllen-Woche angekommen! Jeden Tag schaue ich mir einen Film mit Schweiger oder Schweighöfer an und gestern war letzterer an der Reihe. Bevor ich aber auf seine aktuellen Werke blicke, musste ich in seiner Biographie doch etwas stutzen. Tatsächlich hat er in jungen Jahren den Dichterfürst Friedrich Schiller in einem Fernsehfilm gespielt. War das ein gelungenes Experiment?

  • Über meine Unwissenheit

Gleich zu Beginn ein kleiner Disclaimer: Ich habe keine Ahnung von dem Leben des Friedrich Schillers, ebenso wenig kann ich etwas mit Dichtkunst oder dramatischem Theater jener Zeit anfangen. Aus diesem Anlass kann ich nicht im Geringsten einschätzen, wie gut hier der Charakter Schillers getroffen wurden ist, ob seine Stücke richtig wieder gegeben werden und ob das zeitlich so alles passt. Eine kleine Wikipedia-Recherche hat aber ergeben, dass das wohl so alles halbwegs passt. In einer Szene jedoch kommt Schiller auf die Idee zur „Ode an die Freude“ durch einen Trinkspruch. Ich schätze mal, ein paar Freiheiten wurden sich hier schon genommen. Allgemein würde man aber eine Geschichtsprüfung über die jungen Jahre des Dichters mit dem Filmwissen wohl bestehen. Der Streifen beginnt mit der Aufführung von „Die Räuber“ (Das kenn ich sogar!), Friedrichs Flucht aus dem Militärdienst und verläuft dann die gesamte Zeit über in seinen Jahren am Mannheimer Theater. Ich persönlich wusste z.B. nicht, dass „Die Räuber“ sein erstes Stück war, den Jungen direkt zum Star gemacht haben, er aber sich davon nix kaufen konnte und bettelarm versucht hat, weiter seine nächsten Dramen an das Theater zu verkaufen. Tatsächlich ist der Ausgangspunkt der Figur mehr als interessant und allein dieses Thema hätte einen großen Film verdient! Soviel vorab: Dieser Fernsehfilm wird den großen Fußstapfen nicht gerecht.

  • Laut und leise

Wie oben schon erwähnt, lebt Schiller als gefeierter und gleichzeitig armer Star in Mannheim. Er ist ständig krank und versucht doch immer weiter seine Dramen zu schreiben. Am Theater wird sein Talent auch angesehen, jedoch glaubt der Intendant nicht daran, mit bösen Dramen das Haus voll zu bekommen, sein Konkurrent ist ihm immer einen Schritt voraus und seine Geliebte kommt mit dem Alltag des „Workaholic“ nicht klar. Dazu kommt, dass Schiller sich immer selbst im Weg steht. Er ist extrem von sich selber überzeugt, verkauft seine Stücke nie unter Wert, verweigert sich komödiantische Stücke zu schreiben und hat absolut kein Talent dafür, andere von seinen Ideen zu überzeugen. Ganz schön vielschichtige Persönlichkeit, da braucht man einen großen Schauspieler für. Jetzt könnte ich hier einen Witz einfügen, aber Matthias Schweighöfer macht seine Sache den Umständen entsprechend ganz gut. Der Mann hat Talent und kniet sich voll in die Rolle rein, welche aber einfach eine Nummer zu groß ist. So wirkt sein Schauspiel immer etwas extrem. Entweder komplett krank oder kerngesund, entweder sehr künstlerisch oder sehr zurückhaltend. Schweighöfer wäre die perfekte Besetzung für ein Schiller-Bühnenstück gewesen, doch leider ist das hier ein Film. Ich sitze halt nicht in der hintersten Reihe im Theater und will noch die Mimik der Schauspieler erkennen, sondern der Fernseher ist halt direkt vor meiner Couch. Trotzdem ist er kein Störfaktor und auch das restliche Ensemble mach einen guten Job.

  • Damals wie heute: OK

Auch sonst bewegt sich der Film eher auf mittelmäßigen Niveau. Während die Ausstattung noch sehr überzeugen kann, könnte die Optik des Streifens auch aus Anfang der 90er gewesen sein. Vielleicht ein Stilmittel um einen „alten“ Look hinzubekommen? Ich weiß es nicht, aber ich musste nach Beginn des Films erstmal nachschauen, ob ich mich im Jahr getäuscht habe. Allgemein ist „Schiller“ ein Film, der wie gemacht ist dafür, in der Schule gezeigt zu werden. Lehrreich, mit gutem Tempo und ein bisschen nackte Haut – Da wäre damals eine Doppelstunde Deutsch doch sehr angenehm vorbei gegangen. Mich haben nach dem Film nur zwei Sachen interessiert: 1. Was wäre wohl passiert, wenn Schweighöfer den ernsten Rollen treu geblieben wäre, um wie Schiller selbst etwas für die Nachwelt und nicht für das „Jetzt“ zu erschaffen. 2. Wir brauchen dringend mal einen richtigen guten und epochalen Film über Friedrich Schiller und seine Werke! Also ich hätte jetzt Bock drauf.

Schiller

 

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