Review: Halloween vs. Bohemian Rhapsody

Seit ein paar Wochen laufen die zwei Blockbuster „Bohemian Rhapsody“ und „Halloween“ im Kino. Endlich kam ich auch mal dazu, beide Filme zu sehen. Allerdings viel zu spät, um eine normale Review zu schreiben, denn immerhin hat so ziemlich jeder seine Meinung zu den beiden Filmen schon ausführlich kundgetan. Deshalb gibts neben der normalen Kritik auch einen Kampf zwischen Myers und Mercury! Ach übrigens: Die Trash-Fortsetzung eines uralten Horror-Klassikers mit einem Gute-Laune-Musiker-Biopic zu vergleichen, ist eine fantastische Idee. Nicht vollkommen absurd und spontan aus der Not geboren, weil der Autor keine Lust hatte, zwei einzelne Reviews zu schreiben.

  • Tote Mörder reden nicht

Fangen wir mal mit der aktuellen Fortsetzung zu „Halloween“ an. Für einen Horror-Film ist es schon mal ein schlechtes Zeichen, wenn ich nach knapp zwei Stunden Kino aus dem Saal rausgehe und mich nicht einmal erschreckt habe. Es gibt eine Menge Filme, die in Sachen Brutalität, Schonungslosigkeit und grauenhafter Spannung deutlich mehr zu bieten haben. In diesen typischen Genre-Kategorien erreicht „Halloween“ in seinen besten Momenten maximal oberes Mittelfeld. Trotzdem ist der neue Teil kein warmer Aufguss der alten Story. Vielmehr eine logische, wenn auch sehr späte, Fortführung. Dazu kommt natürlich die berühmte Musik von Urgestein und Serien-Erfinder John Carpenter. Die passt auch 40 Jahre nach dem Original noch perfekt zu jeder gruseligen Stimmung. Ich könnte mich noch weiter über dumme Charaktere oder Logiklöcher aufregen. Aber am Ende fühlte ich mich dann doch ganz gut unterhalten, was vor allem am Umgang mit der Ikone Michael Myers liegt. Dazu aber dann mehr im letzten Abschnitt.

Halloween

 

  • Will they rock you?

Weiter geht’s mit dem Biopic des Jahres. Was habt ihr euch davon erwartet? Meine Mindestvoraussetzungen waren, dass mir im Kino die Rockmusik möglichst laut um die Ohren gehämmert wird, der 70er/80er Jahre Stil möglichst gut eingefangen wird und der Hauptdarsteller sich die Seele aus dem Leib schauspielert, um wenigstens halbwegs an das Charisma von Freddie Mercury heranzukommen. Diesen Test hat „Bohemian Rhapsody“ schon mal bestanden. Der Film versprüht, mit gezielten Gags und einer tollen Atmosphäre, gute Laune im ganzen Kinosaal. Ihr wollt mehr? Zum Beispiel eine Aufarbeitung mit den Drogenexzessen, den Kontroversen (Konzerte in Süd-Afrika während der Apartheid z.B.) oder dem Umgang mit Freddies Tod? Da werdet ihr enttäuscht werden, denn „Bohemian Rhapsdoy“ ist die familienfreundliche, zurechtgeschnittene und zeitlich nicht immer passende Biographie der legendären Rockband. Der Unterhaltungswert kommt durch die fantastische Musik und den sympathischen Charakteren, weniger durch den Film selber, der an manchen Stellen auch etwas zäh wirken kann. Unterm Strich bleibt ein gutes Seh- und Hörerlebnis, dass den Sprung auf den Olymp der Musik-Biopics leider nicht schafft.

BohemianRhapsody

 

  • Kampf der Ikonen

Kommen wir nun zum Battle! Beide Filme haben einen Titelheld, der nicht aus der Popkultur wegzudenken ist. OK, viel mehr haben Myers und Mercury wirklich nicht gemeinsam. Aber welcher Streifen geht besser, würdiger und passender mit seinen Ikonen um? Nun könnte man meinen, dass es nicht so schwer ist, mit Micheal Myers als das personifizierte Böse irgendwie schlecht umzugehen. Die vielen Fortsetzungen und Remakes beweisen jedoch glasklar, so einfach lässt sich das Gefühl von Teil Eins nicht wiederherstellen. „Halloween“ macht es jedoch geschickt. Myers bleibt der eiskalte Killer. Seine Person wird nicht erklärt oder bekommt mehr Charakter. Er bleibt derselbe wie im Original. Gleichzeitig gibt es jede Menge Anspielungen auf den Original-Film und die ganze Reihe, mal offensichtlich, mal diskreter. „Halloween“ bekommt einen Großteil seines Unterhaltungswertes durch seine Ikone und dem respektvollen Umgang mit ihm, ohne dabei das nötige Augenzwinkern für diese trashige Rolle zu vergessen. Freddy Mercury dagegen ist kein fiktiver Killer, sondern eine reale und sehr populäre Person. Auf der einen Seite ist es verständlich, dass die Produzenten (die restlichen Mitglieder von Queen) nicht wollten, dass ihr Erbe durch einen Film mit wilden Sexpartys und ständigem Kokain beschädigt wird. Die Band „Queen“ hat ein extrem positives Image. Selten hört man, dass der Song „Bohemian Rhapsody“ oder Mercury selbst überbewertet oder gar langweilig sind. Die Meisten sind Fans oder sympathisieren mit der Band. Der Film will nicht mehr, als dieses positive Gefühl auf die Leinwand zu zaubern. Da gilt der alte Spruch „für das was er sein will, ist er gut“. Kompletten Realitätsverlust kann man dem Film jedoch auch nicht absprechen, immerhin werden Drogen und Co. auch kurz thematisiert. Jedoch so kurz wie möglich, um nicht ganz so stark den Eindruck einer sehr romantisierten Variante der Bandgeschichte zu erwecken. Die Ikone Mercury macht dabei keine Ausnahme und wird am Ende in das richtige Licht gerückt. Somit geht zwar etwas Tiefe verloren, aber der Unterhaltungswert bleibt dafür meistens konstant hoch. Ernsthaftigkeit mit einem gewissen Grad an Selbstironie oder das Zeichnen einer Bilderbuch-Legende für ein großartiges Popcornkino-Spektakel – Beide Varianten haben positive und negative Seiten, jedoch schaffen es beide Filme mit einer respektvollen und spaßigen Art und Weise, den Legenden-Status ihrer Ikonen nochmals zu bestätigen. Wenn so etwas bei Myers und Mercury überhaupt notwendig war, dann haben beide ein würdiges 2018er Update bekommen. Rein filmisch gesehen (Drehbuch, Kamera, Charaktere usw.) ist allerdings meiner Meinung nach noch Potenzial nach oben.

3 Comments

  1. Ich finde der von dir vorgenommene Vergleich macht durchaus Sinn. Auch wenn Myers und Mercury außer dem M wirklich nicht viel gemeinsam haben. Interessantes Format.

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    1. Beim Schreiben wurde mein Interesse für das Thema auch irgendwie größer 😀 Vielleicht kommt da die Tage noch was dazu. Zumindest noch in diesem Jahr! Vielleicht 😀

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