Review: Nur ein kleiner Gefallen

Originaltitel: A Simple Favor

Erscheinungsjahr: 2018

Herkunft: U.S.A.

Regie: Paul Feig

Weiter geht es in meiner nicht vorhergesehenen Reihe „In der Sneak auf The Man who killed Don Quixote warten, um dann einen anderen Film zu bekommen“. Letzte Woche gab es mit „Searching“ wenigstens noch eine positive Überraschung. Habe ich dieses Mal auch so viel Glück?

  • Nett gedacht, schlecht gemacht

Die ursprüngliche Geschichte klingt erstmal ganz interessant: Die junge, übermotivierte Mutter Stephanie (Anna Kendrick) freundet sich mit einer anderen reichen, mehr lässigeren Emily (Blake Lively) an. Als sie auf den Sohn der Business-Mom aufpassen soll, kommt Emily nicht mehr nach Hause und Stephanie hilft ihrem Mann Sean (Henry Golding) bei der Suche. Langsam entwickelt sich mehr aus der Freundschaft, bis Emily tot aufgefunden wird. Also haben wir es mit einem typischen Thriller zu tun? Mit ein paar Horrorelementen, einer Prise Mystery, ganz viel „Sex n´ Crime“ und oben drauf kommt noch der typische Humor von Paul Feig. Der ist für Filme wie „Bridesmaids“ oder dem „Ghostbusters“-Remake bekannt. Alles zusammen ergibt? A: Eine ganz interessante Mischung die man so noch nicht gesehen hat  – oder – B: Ganz großer Mist. Wer jetzt Antwort B genommen hat, bekommt als Belohnung ein gespartes Kinoticket.

  • Witzig, naja manchmal

Bevor ich also den Film auseinander nehme, sollte man ja erstmal etwas Positives schreiben. Da sind ein paar gute Gags am Anfang und irgendwo mittendrin schlägt der Film die Richtung eines wahren Horror-Thrillers ein, nur um dieses Genre ein paar Minuten später wieder zu verlassen, irgendwann wieder aufzunehmen und wieder zu vergessen. Das ist übrigens kein Spaß. „A Simple Favor“ springt munter in Genres hin und her. Als Emily verschwindet, hatte mich der Film tatsächlich für ein paar Minuten in seinem Bann. Da kommt sogar richtige Spannung auf, wenn nach Emilys Tot der kleine Sohn von seiner Mutter im Kindergarten erzählt. Keine Angst, das ist kein Spoiler, weil sich die Richtung des Films sowieso im Minutentakt ändert. Dazwischen gibt eine Vielzahl an platten Witzen, ganz gerne auch mal in Situationen, wo die Gags überhaupt nicht passen. Wer die Filme von Paul Feig kennt, weiß welches Humor-Niveau einen hier erwartet. Tatsächlich haben im Kino auch viele gelacht. Ob sie es wirklich lustig fanden oder gelacht haben nach dem Motto „das ist so schlecht, dass es halt schon wieder witzig ist“, konnte ich nicht heraus hören. Letzteres kommt gerade in einer Sneak-Preview aber auch nicht so selten vor. Für mich hat der Humor noch im ersten Drittel am besten funktioniert, weil da auch noch nicht so viel Ernsthaftigkeit im Film herrscht. Später soll die Dramaturgie sich steigern, die platten Gags bleiben aber immer noch.

  • Meine Nerven

Kommen wir nun zum großen Rundumschlag: Da wären zu allererst die Protagonisten. Die Schauspieler spielen diese zwar ganz gut, aber in diesem Film gibt es keine einzige sympathische Figur. Der moralische Ankerpunkt soll wohl die Figur von Anna Kendrick sein. Eine alleinerziehende Helikopter-Mutter, die mit dem Mann ihrer verschwundenen Freundin ins Bett gehen will und einen Cupcake-Vlog leitet soll also meine Identifikationsfigur sein. Ich gehe einfach mal von einer Art „Satire“ aus, aber im Kontext der Geschichte ist der Charakter einfach nur lächerlich und nervt vor allem ziemlich. Ihre Freundin ist zwar eine taffe, emanzipierte Frau – jedoch auch ein Psychopath. Pech gehabt. Ein Film mit der klaren Marketing-Zielgruppe „weiblich“ darf natürlich auch keinen Mann sympathisch zeigen. Die Figur bekommt allerdings von mir noch am meisten Mitleid ab. Er wirkte nämlich manchmal so wie ich im Kinosessel: Genervt von der Gesamtsituation. Was gibt’s noch so? An die Musik erinnere ich mich nicht mehr, die Nebencharaktere sind Abziehbilder irgendwelcher Klischees und der „cleane“ Look ist ganz nett, aber bei weitem auch nichts Besonderes. Daneben steht die furchtbare, vollkommen zerstückelte Handlung, Protagonisten für die man Nerven aus Stahl haben muss und unpassende Witze am laufenden Band. Das Highlight an Mist gibt’s dann mit einem Ende voller schlechter Dialoge und Slapstick. Da ich auch mal gelacht habe und irgendwo mittendrin so etwas wie Spannung aufkam, gibt es dann doch noch eine „milde“ Wertung.

Nur ein kleiner Gefallen

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