Review: Searching

Review_Searching

Erscheinungsjahr: 2018

Herkunft: U.S.A.

Regie: Aneesh Chaganty

Selten. Sehr selten. Wenn alle Planeten in der richtigen Reihenfolge stehen, Freitag der 13. auf einen Montag fällt und ein Marvel-Film den Oscar als „Bester Film“ bekommt. An diesem Tag sieht man in der Sneak Preview den Film, welchen man sich erhofft hat. Natürlich wurden meine Erwartungen letzte Woche auch wieder zerstört. Dafür sah ich „Searching“. Eine gute Alternative?

  • Wer suchet, der findet

Allgemein kann man diesen Film in die Rubrik Mystery-Thriller packen und die Grundgeschichte hat man auch schon tausende Male gesehen. Teenie-Tochter (Michelle La) verschwindet plötzlich und ihr Vater (John Cho) ist hin und her gerissen zwischen den eigenen Vorwürfen und der verzweifelten Suche. Im Laufe der Story gibt es dann einige Wendungen und man rätselt mit, wie sich das Ganze jetzt auflöst. So weit, so normal. Es geht also nicht darum, „was“ erzählt wird, sondern „wie“. Die gesamte Geschichte wird nämlich über Bildschirme von Laptops, Handys und Kameras erzählt. Dieser Kniff sorgt auch für wirklich kreative und unvorhergesehene Momente. Vor allem sieht damit der Zuschauer nur das, was auch die Protagonisten selbst wissen. Für die Leute, die bei solchen Filmen selbst gerne Detektiv spielen, ist diese Erzählstruktur ein Paradies. Immer öfter sieht man im Hintergrund Namen von Ordnern oder Chatverläufe, die einem bei der Lösung des Falls helfen. Relativ schnell vergisst man jedoch, dass man gerade auf dem Bildschirm eine Skype-Konferenz sieht, anstatt einen ganz normalen Dialog. Dies liegt auch an den wunderbaren Schauspielern, die selbst über eine Webcam die volle Emotionalität rüber bringen. Natürlich steht und fällt ein Thriller mit der Auflösung. Ohne zu spoilern kann ich sagen, am Ende erwartet euch keine Enttäuschung. Aber auch nicht die Neuerfindung des Genres.

  • Was nach der Suche bleibt

Die Erzählung über Bildschirme ist wirklich nett anzusehen und die Kreativität der Macher habe ich ja schon erwähnt. In manchen Momenten fehlt jedoch die Nähe zu den Charakteren. Verschiedene Perspektiven (wie z.B. einem Close-Up) sucht man hier vergeblich, denn entweder wird der Film über Text (Chats, Nachrichten) oder Kameras (Skype, Fernsehen) erzählt. Die Einschränkung hat mich gerade in späteren Momenten ab und zu gestört. Ganz nach dem Motto: Die Idee ist gut, auch gut umgesetzt, aber nicht immer passend. Ein ganz wichtiges Thema bei Thrillern ist die „Spannung“. Bei „Searching“ geht es damit auf und ab. Mal sitzt man gespannt im Kinosessel, mal hat man das Gefühl auf die Uhr zu schauen. Mit etwa 100 Minuten geht der Film nicht wirklich zu lange, der Spannungsbogen bleibt aber nicht konstant hoch. Was also bleibt von „Searching“ übrig? Auf jeden Fall ist es ein grundsolider Mystery-Thriller mit einer kreativen und gut umgesetzten Idee. Auch die Schauspieler stehen auf der Pro-Seite. Abfallende Momente, komische Entscheidungen der Charaktere und die fehlende Nähe zu den Protagonisten stehen dabei auf der Contra-Liste. Für Genre-Fans ist „Searching“ bestimmt der Film des Jahres, alle anderen werden einen netten Kinoabend erleben. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Einen halben Bonuspunkt gibt es noch dafür, dass der Film durch die Sneak-Preview echt eine schöne Überraschung war.

Searching

4 Comments

    1. Nie gesehen, weil mir viele davon abgeraten haben. Aber der Film ging nur über eine Skype-Schaltung oder? Da hat „Searching“ schon deutlich mehr Kreativität gezeigt 😀

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