Ver-piled #6: Funny Games

Pile_FunnyGames

Erscheinungsjahr: 1997

Herkunft: Österreich

Regie: Michael Haneke

Besetzung: Arno Frisch, Susanne Lothar, Ulrich Mühe u.a.

Ich habe es lange vor mir hergeschoben, aber nun war es endlich so weit: Mein erster „Haneke-Film“! Natürlich ist auch zu mir durchgedrungen, was dieser Regisseur so für Filme macht und somit war ich schon auf einen richtigen Schocker vorbereitet. „Funny Games“ war dann doch ganz anders.

  • Zwei Ebenen

Für mich funktioniert Hanekes Film auf zwei Arten: Einmal haben wir die normale Story. Mutter, Vater und Sohn fahren in ihr Ferienhaus und werden dort von zwei jungen Männern (heute würde man wohl „rich-kids“ sagen) gestört. Was am Anfang nur unangenehme Situationen sind, entwickelt sich schnell zu einer Folterung der Familie über die gesamte Nacht. Es gibt hier aber auch noch eine Meta-Ebene. Einer der Entführer spricht regelmäßig zum Publikum und fragt uns so etwas wie „Sie lieben doch Gewalt?“. Ich gebe zu, da hatte mich der Film. Bei jedem anderen Streifen denkt man sich doch wirklich, was wird wohl schlimmes als nächstes passieren. Haneke macht uns darauf aufmerksam, dass wir nur die nächste krasse Szene sehen wollen. So ertappt zu werden, ist unangenehm und faszinierend zu gleich. Wenn „Funny Games“ seine Story weiter erzählt und nicht auf die Meta-Ebene geht, entstehen vor allem hochspannende Szenen. Wer den Film gesehen hat, wird sich mit Sicherheit an die „Eier“ erinnern. Eine schreckliche Szene, ganz ohne Gewalt, Blut oder „Jump Scares“. Hier entwickeln sich alltägliche Situationen zum absoluten Horror-Szenario. Zusammen mit den großartigen Schauspielern ergibt besonders die erste Hälfte einen grandiosen Film. Dann wird es jedoch etwas komplizierter…

  • Übers Ziel hinausgeschossen

Allgemein hat mir „Funny Games“ also gut gefallen und für die besonderen Ideen bzw. für das gewisse Feeling respektiere ich die Arbeit von Haneke. Jedoch gibt es auch ein bisschen was zu meckern. So entsteht eine ewig lange Szene in der zweiten Hälfte, in der absolut nix passiert und die dabei unfassbar in die Länge gezogen wird. Für mich wirkte diese Szene, als wollten die Macher den Zuschauer für seine Gewalt-Lust mit Langeweile bestrafen. Alternativ war hier irgendeine Kunst versteckt, die mir verborgen geblieben ist. Egal wie man es dreht und wendet, der Film flacht nach diesem Zeitpunkt ziemlich ab. Auch das Ende, so bitterböse es auch sein mag, kommt nicht wirklich überraschend. Dazu kommt noch die berühmte „Rückspul-Sequenz“, welche vielleicht künstlerisch wertvoll ist und die Message der Metaebene nochmal bekräftigt, aber in meinen Augen einfach komplett deplatziert wirkt. Diese Szenen bleiben aber eher als kleine Schönheitsfehler in Erinnerung und zerstören zu keiner Sekunde die besondere Atmosphäre von „Funny Games“. Damit bleibt mir auch nicht mehr zu sagen, als eine große Empfehlung auszusprechen. Zwar werde ich den Film die nächsten Jahre bestimmt kein zweites Mal gucken, allerdings ist eine solche Aussage in dem Genre eher als Kompliment zu verstehen.

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7 Comments

        1. „Das weiße Band“ und „Liebe“ stehen als nächstes auf meiner Haneke-Liste. Aber die Filme sind auch nichts für jeden (Sommer-)Tag 😀

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