Die besten Filme aller Zeiten: Platz 10 – The Kid

PlatzFilme10

Erscheinungsjahr: 1921

Herkunft: U.S.A.

Regie: Charlie Chaplin

Besetzung: Charlie Chaplin, Edna Purviance, Jackie Coogan

Fun Fact: Dieser kleine Junge auf dem Bild oben eröffnet nicht nur die „Top Ten“ meiner Lieblingsfilme, sondern er ist gleichzeitig Onkel Fester aus der 60er Jahre Serie „The Addams Family“. Was euch diese Information bringt? Naja, ich verspreche euch einen tollen Ohrwurm wenn ihr nach dem Intro dieser Serie googelt. Oder ihr guckt einfach „The Kid“ und erlebt damit einen der besten Filme aller Zeiten.

  • Komödie oder Tragödie?

Die Story von „The Kid“ lautet wie folgt: Eine Mutter, verlassen vom Ehemann, setzt ihr Baby in eine Limousine mit einem Zettel daran. Durch Umstände kommt das Kind jedoch zum armen, aber gutherzigen „Tramp“ Charlie. Dieser zieht den Jungen auf und beide leben im Armenviertel der Stadt, während aus der Mutter ein Star wird. Jedoch hat sie immer noch Schuldgefühle, versucht sich sogar einmal umzubringen und hilft mit ihrem Geld armen Menschen. Nach etlichen Missverständnissen führen sich die Wege der Protagonisten jedoch zusammen. Mal ganz im Ernst: Würde auf dem Film nicht „Charlie Chaplin“ draufstehen, wäre er laut Inhaltsangabe eher ein Sozialdrama. Aber natürlich ist der Film des Slapstick-Meisters urkomisch. Chaplin kombiniert hier allerdings ein ernstes Thema mit lustigen Sketchen. Heute, knapp 100 Jahre später, funktionieren Sozialkritik und Comedy-Einlagen immer noch perfekt. Mir fällt spontan kein anderer Film ein, bei dem ich vor Lachen auf dem Boden lag und ein paar Minuten später den Tränen nah war. Sinnbildlich dafür steht die Hauptfigur „Tramp“. Er ist eigentlich eine tragische Figur, denn er lebt in Armut und heute würde man ihn wohl eher als verbitterten Mann darstellen. Diese Figur würde dann eine charakterliche Wendung durchmachen und sein Herz würde durch den Jungen aufgeweicht werden. Den „Tramp“ würde man heute wohl eher als Gutmensch bezeichnen. Er hat das Herz am rechten Fleck, kümmert sich auch in größter Armut um seine Mitmenschen und sieht immer das positive. Gleichzeitig ist er tollpatschig, gerät immer in die falschen Situationen und steht doch immer wieder auf. So viel Wärme mag für den ein oder anderen zu viel sein, aber mich hat diese tragische Figur wirklich bewegt.

  • Nichts zu meckern

Warum wähle ich einen Charlie Chaplin-Film in meine Top 15 und nehme nicht „Der große Diktator“ oder „Moderne Zeiten“? Keine Frage, ich liebe fast alle Streifen des Humor-Genies. Jedoch ist „The Kid“ noch zeitloser als die anderen Klassiker. Die Sozialkritik von Chaplin kann man eigentlich 1zu1 auf die heutige Zeit übertragen. Die Hilfslosigkeit einer armen Mutter, die tragischen Umstände des „Tramp“ oder das Schicksal des kleinen Jungen, für das er absolut nichts kann. Die Leitthemen des Films beschäftigen uns heute noch und „The Kid“ verpackt sie in 60 Minuten großartiger Unterhaltung. Der große Vorteil des Films: Die Botschaft und den Humor versteht wirklich jeder. Wir haben diesen Film einmal in der 7. Klasse gesehen und wirklich jeder hat gelacht bzw. manche mussten an einigen Stellen auch weinen. Diese Klarheit und Offenheit des Films erreicht fast alle Menschen und damit auch seine Botschaft. Mich hat dieser Film auch gepackt und nie wieder losgelassen. Außerdem hat er viel dazu beigetragen, mich mehr mit dem Thema Film auseinander zu setzten. Ich fing an die anderen Chaplin-Klassiker zu schauen und damit wurde ich auf die vielen weiteren Filme dieser Zeit aufmerksam (z.B. „Metropolis“). Man könnte also „The Kid“ als eine Art Startschuss verstehen, für meine Begeisterung im Bereich Filmgeschichte. Alleine dafür gebührt ihm Platz 10 in der Liste der besten Filme aller Zeiten.

Die bisherigen Plätze (Mit Verlinkung zum Artikel):

24 Comments

    1. Chaplins Leben war wirklich sehr interessant. „The Kid“ gilt für viele maximal als lustige Komödie, aber mich hat der Film echt kalt erwischt. Hier hat Chaplin zum ersten Mal ernste und lustige Momente zusammen gebracht und hat es mMn direkt perfekt hinbekommen 🙂

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    2. Den habe ich kurioserweise gerade gestern für die Filmreise Challenge geschaut. Unter die Top 10 aller Zeiten würde ich ihn jetzt nicht unbedingt packen. Aber auf jeden Fall ein sehr guter Film.

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      1. Habe es bei Letterbox gesehen und musste da kurz mal grinsen 😀
        So ist wahrscheinlich die Meinung der meisten. Kaum einer sieht das absolute Meisterwerk dahinter, aber dafür habt ihr ja mich *klopft sich auf die Schulter* 😀

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  1. Einer der bekannteren Chaplins, den ich noch nicht (und wenn zumindest nicht aufmerksam) gesehen habe. Mit dem universellen Verständnis hast Du aber direkt den Kern Chaplins getroffen. Ich habe mal einen Artikel gelesen, wo Chaplin überall Statuen errichtet wurden, was zeigte, dass wirklich *jeder* verstand/versteht was Chaplin sagen wollte.

    Deswegen war er so zögerlich Tonfilme zu machen.Es mussten erst die Nazis kommen, dass er nicht mehr schweigen konnte.

    Aber Buster Keaton war lustiger. 😉

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    1. Also zumindest kann jeder über den Humor lachen. Allerdings sind die Botschaften oftmals auch so klar, dass sie (fast) jeder versteht.

      Ich muss öfter mal den Nazis danken für die Inspirationsquelle von großen Filmen. Halt, das klingt irgendwie falsch…

      Buster Keaton war OK. Und nein, ich schreibe mir gerade nicht auf, mal mehr als den einen Film von Keaton mir anzugucken 😀

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  2. Ein echter Chaplin-Fan war ich nie, auch wenn er großartige Sachen gemacht hat. Aber auf jeden Fall eine echte Persönlichkeit. Mit der Komik seiner Stummfilm-Sachen tue ich mich auch heute noch schwer. Da bevorzuge ich immer Laurel & Hardy, die auch viele gute (aber leider auch etliche schlechte) Tonfilme gemacht haben. Sicher nicht so tiefgründig wie Chaplin, aber dafür rasend komisch. Keaton mochte ich vor allem wegen der Mimik (ha, ha) und den wahnsinnigen Stunts in seinen Filmen. Was das angeht, sollte natürlich auch noch Harold Lloyd erwähnt sein, war hiermit geschschehen ist.

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    1. Viele Stummfilmstars sind fantastisch und leider habe ich viel zu wenig von allen gesehen. Aus der gleichen Ära kommen auch die Marx-Brothers, von denen ich eigentlich gar nichts kenne.
      Bei Chaplin kommt zum Humor noch oft eine sozialkritische Botschaft hinzu. Die ist meistens sehr offensichtlich (siehe die Rede bei „The great Dictator“), aber das muss die Botschaft ja nicht unbedingt schlecht machen 🙂

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      1. Marx Brothers sind auch sehr zu empfehlen. Besonders die frühen Sachen sind richtig gut und waren für die damalige Zeit ziemlich gewagt. Besonders Groucho Marx war – und ist noch immer – was ganz Besonderes. Ich brauche aber wohl nicht zu erwähnen, dass sich die ganze Genialität der Gruppe nur im englischen Orginal entfaltet.
        Weiter kann ich noch W.C. Field empfehlen, der in Deutschland wohl relativ unbekannt ist. Wie auch Chaplin und die Marx Brothers kam auch er vom Vaudeville, was schon immer für Qualität gebürgt hat. Fields begann in der Stummfilmzeit und hat sich Mitte der 1940er-Jahre Filme gemacht. Er hatte das Glück, dass er seine originelle Stimme und seine Art zu sprechen im Tonfilm virtuos einsetzen konnte und somit nicht nur mit Slapstick und Akrobatik konnte. Ob er wirklich ein Geheimtipp ist, weiss ich nicht. Vermutlich ist er im Kreise der Film-Blogger den meisten ein Begriff.

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        1. Mir sagt er nur was vom Namen her. Beim Aufholen der Schwarz-Weiß Klassiker hinke ich aber sowieso sehr weit hinter her.
          Danke für den Tipp 🙂

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  3. Chaplins Werke (und insbesondere seine Tramp-Filme) sind einzigartig, weil er es eigentlich bei allen unglaublich gut schafft soziale und gesellschaftliche Kritik in einen komischen Kontext zu betten, der zwar oberflächlich unterhaltend, aber tief drin so intelligent erzählt ist. Allein dafür Hut ab vor dem Tramp mit Hut und Spazierstock (und Loch im Schuh)…

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