Review: Blade Runner 2049

Review_BladeRunner

Erscheinungsjahr: 2017

Herkunft: U.S.A.

Regie: Denis Villeneuve

Studio: Columbia Pictures

Endlich! Einer der größten Filmklassiker aller Zeiten bekommt eine Fortsetzung. Normalerweise sollte das kein Grund zur Freude sein, denn die meisten Sequels und Remakes von irgendwelchen Meisterwerken gehen eher schief. Hier waren die Vorzeichen jedoch sehr gut. Regisseur Denis Villeneuve hat in seiner Biografie noch eine weiße Weste, Ur-Schöpfer Ridley Scott ist zum Glück „nur“ Produzent und auch der Cast verspricht einen guten Film. Ist der Hype gerechtfertigt oder erwartet uns mit „Blade Runner 2049“ ein weiteres Fortsetzung-Desaster? Übrigens: Dieser Text ist natürlich komplett Spoiler-frei.

  • Mensch sein oder nicht sein

Vor 35 Jahren kam der original „Blade Runner“ in die Kinos und gilt heute als einer der größten Science-Fiction-Klassiker überhaupt. Basierend auf der Buchvorlage „Träumen Androiden von elektronischen Schafen?“ von Philip K. Dick, hat Regie-Legende Ridley Scott einen großartigen Film-Noir rund um das Thema Menschlichkeit und künstliche Intelligenz erschaffen. In diesem Sequel sind nun 30 Jahre vergangen und es ist viel passiert. Ein Black-out (hervorgehoben durch eine neue Modelreihe an Replikanten) hat die Welt vor mehreren Jahren ins Chaos gestürzt. Die Tyrell-Company gibt es nun nicht mehr, aber als Nachfolge im Geiste hat der exentrieche Niander Wallace es geschafft, neue Replikanten zu bauen. Diese sind nun einfacher zu erkennen und arbeiten jetzt selbst als „Blade Runner“. Wie im Original sind diese dafür da, die außer Kontrolle geratenen Replikanten auszuschalten. Einer von ihnen ist Officer „K“. Seine Tage als gehorsame Maschine sind jedoch auf einen Schlag vorbei, als er einem großen Geheimnis auf die Schliche kommt. Fortan geht es für ihn um seine eigene Existenz, um die Geschichte der Replikanten und um einen gewissen Ex-„Blade Runner“ namens Deckard.

  • So MUSS man Fortsetzungen drehen

Wir kennen sie alle. Ob „Total Recall“ oder auch „Robocop“ – viele große Marken der 80er bekamen einen neuen Teil und scheiterten unglaublich. „Blade Runner 2049“ zeigt wie es besser geht. Der Film nimmt sein Vorbild ernst, versteht was die Menschen am Original so fasziniert und führt die Geschichte nicht wahllos, sondern logisch und sachlich fort. Egal ob es die Bilder, die Musik, die Schauspieler oder die Story ist, der Streifen verneigt sich vor seinem Vorgänger und ist trotzdem selbstbewusst genug, um seine eigene Geschichte zu erzählen. Regisseur Villeneuve („Sicario“, „Arrival“) hat es geschafft! Dieses Sequel ist einfach großartig und mindestens genauso gut wie das Original. Ich muss ja zugeben, dass ich mir nach den letzten Trailern viele Sorgen gemacht habe. Die haben nämlich suggeriert, dass uns hier ein Action-Spektakel erwartet. Zum Glück war das nur eine Marketing-Strategie. „2049“ ist wie sein Vorgänger ein Krimi, ein Drama, eine Lovestory und besonders eins: Viel Philosophie und Fiktion. Als Zuschauer wird man aufgefordert mitzudenken und sich nicht nur einfach in den Kinosessel zu setzten und sein Gehirn auszuschalten. Das fällt allerdings angesichts dieser Bilder und dieses Soundtracks sehr schwer. Besonders im ersten Drittel konnte ich gar nicht genug bekommen von dieser Welt, den Details und der Musik von Hans Zimmer und Benjamin Wallfisch. Stopp den Film an einer beliebigen Stelle und du kannst dir das Bild ausschneiden und übers Sofa hängen. „Blade Runner 2049“ ist das audiovisuelle Meisterwerk des Jahres. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter: In den Bereichen Musik, Bildsprache und Technik gibt es in der gesamten Filmgeschichte kaum ein höheres Niveau.

  • Was ist schon perfekt?

Damit habe ich das größte Highlight geklärt, aber auch in anderen Facetten kann der Film punkten. Die Schauspieler sind alle großartig (besonders Ryan Gosling überzeugt) und die Geschichte erzählt das Universum logisch weiter, ist aber nicht unglaublich kompliziert. Zwei kleinere Kritikpunkte habe ich dann aber auch. Ab und zu gibt es für meinen Geschmack ein wenig zu viel Poesie und kunstvolles Gehabe. Besonders in den Szenen mit Jared Leto wird das ziemlich stark inszeniert (z.B. mit sehr viel Hall im Raum). Mich persönlich hat das etwas gestört, besonders in einem über 160 minütigen Streifen kann das ganz schön anstrengend werden. Damit sind wir schon bei Punkt 2: Bringt viel Sitzfleisch mit ins Kino! Regisseur Villeneuve liebt seine langen, ausschweifenden Aufnahmen und Bilder. Man kann es ihm auch nicht übel nehmen, immerhin habe ich mich ja auch in diese Welt geradezu verliebt. Jedoch hätten es(mindestens) 20-30 Minuten weniger auch getan. Besonders beim mehrmaligen Anschauen könnte das zu Ermüdungserscheinungen führen. Allerdings kann ich hier ja auch nur das Kinoerlebnis beschreiben. Ansonsten muss man sagen, dass der Film der perfekten Fortsetzung sehr nahe kommt, auch wenn er mit Sicherheit nicht jedem Kinogänger gefallen wird.

Wertung – Blade Runner 2049 – 9/10

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