Klassik-Review: Frankenstein jr.

Klassik_FranksteinJr

Originaltitel: Young Frankenstein

Erscheinungsjahr: 1974

Herkunft: U.S.A.

Regie: Mel Brooks

Studio: 20th Century Fox

Na, hat euch die Krankheitswelle schon erfasst? Mich hat sie ein Wochenende außer Gefecht gesetzt. Für Mitleid besteht jedoch absolut kein Grund, denn jeder Filmfan weiß wofür so eine Erkältung gut ist: Der „pile of shame“ wird endlich ein bisschen abgebaut! Aus meinem Bluray-Regal zog ich diesmal „Frankenstein junior“ heraus. Und womit lassen sich besser Bazillen töten, als durch Lachmuskeltraining á la Mel Brooks?

  • Vom Junior zum Doktor

Die Geschichte ist im Großen und Ganzen die selbe wie im Klassiker von 1931 bzw. wie im Originalbuch. Aber natürlich heißt der Film nicht ohne Grund „junior“. Frederick (Gene Wilder), der Enkel von dem als verrückt geltenden Dr. Frankenstein, unterrichtet lieber als selber zu forschen. Von den Taten seines Großvaters (Tote wiederbeleben) distanziert er sich schon durch die Aussprache seines Nachnamens („Fronkensteen“). Jedoch zieht es ihn zu der alten Wirkungsstätte seiner Familie. Somit verabschiedet er sich von seiner Verlobten und reist nach Transsylvanien. Dort angekommen wird er von seinen Assistenten Igor (Marty Feldman) und Inga (Madeline Kahn) empfangen. Zusammen begeben sie sich zum Schloss. Dort wartet auch schon die Ex-Geliebte Frankensteins Frau Blücher (Cloris Leachman, auch im engl. „Frau“ ausgesprochen) um Frederick und die anderen Willkommen zu heißen. In der nachfolgenden Nacht entdeckt Junior das Geheimlabor und angefixt durch die Unterlagen seines Großvaters, möchte er sein Lebensprojekt fortsetzten. Dies gelingt tatsächlich, nur leider hat Igor das falsche Gehirn besorgt und somit ist Frankenstein´s Monster (Peter Boyle) nun Wirklichkeit. In alter Tradition terrorisieren die Dorfbewohner nun das arme Ding. Besonders ein alter, blinder Mann (Gene Hackman) schafft es das Monster zur Weißglut zu treiben. Frederick´s Bemühungen sein Geschöpf als nett darzustellen gelingen nicht wirklich und somit formiert sich das Dorf zu einem wütenden Mob, unter Vorsitz des Polizeiinspektors Kemp (Kenneth Mars). Während diese das Schloss stürmen versucht Frederick ein Teil seines Gehirns an sein Monster abzugeben. Ob das gelingt und wie alles zu einem Ende kommt, lasse ich hier mal offen.

  • Einfach nur zum Totlachen

Ich bin mal ganz ehrlich: Der Film verläuft sich irgendwann. Spätestens ab dem Auftauchen des Monsters sind die Szenen fast wahllos aneinander gereiht und dienen eigentlich nur noch als Gag-Plattformen. Die Story ist einem aber fast vollkommen egal. Ist das schlimm? Nein! „Frankenstein Junior“ ist einer der witzigsten Filme aller Zeiten. Hierbei gilt wie so oft Qualität vor Quantität. Ebenfalls fällt einem auf, wie viele Witze aus der Popkultur aus diesem Film stammen: „Es könnte schlimmer sein. Es könnte regnen. – es fängt an zu regnen“, „Pferde wiehern bei einem bestimmten Namen“ oder „die berühmten drei Töne die bei gefühlt jeder lustig gemachten Auflösung zu hören sind“. Dies alles ist jetzt natürlich sehr schwer in einem Blog zu beschreiben, aber beim Angucken des Films hat man öfter mal den Gedanken „ach, daher kommt das …“. (Eine der besten Szenen findet ihr unter dem Beitrag). Zum Brüllen komisch ist auch die Interaktion zwischen Igor und Frederick (oder wie sie sich nennen „eyegor“ und „Fröderick“). Das Ganze ist dabei alte Witzeschule. Es gibt keinen besonderen Tiefgang oder einen intellektuellen Witz. Wenn jedoch Frankenstein von seinem Monster gewürgt wird und seine Assistenten daraus eine Runde Scharade machen, dann ist das einfach Ur-komisch. Solche Situationskomik (genauso wie Wortwitz und Slapstick) wird einfach niemals alt. Ich lache auch heute noch über Charlie Chaplin, wenn dieser einfach nur hinfällt, auch wenn ich eigentlich einen anderen Humor bevorzuge. Die Einfachheit der Gags kann sich einfach keiner Entziehen und man muss einfach lauthals loslachen. In dieser Disziplin ist Mel Brooks ein Meister und „Frankenstein Jr.“ vielleicht sogar sein Meisterstück (auch wenn andere seiner Filme besser sind).

  • Ein Film, zum Lachen geboren

Wie schon gesagt, sollte man rein cineastisch nicht viel erwarten. Bis zur Hälfte ist er noch ganz gut, lässt dann aber vom Szenenaufwand und von der Geschichte her sehr nach. Was bleibt sind die Gags und die großartigen Schauspieler. Außerdem steckt im ganzen Film sehr viel Liebe zum Detail. So ist z.B. das Labor aus dem Originalfilm von 1931. Auch einige Running-Gags werden nicht vergessen, sondern ziehen sich durch den gesamten Film (z.B. der Buckel von Igor, welcher mal auf der einen, mal auf der anderen Seite sitzt). Mel Brooks Humor ist sehr klar und teilweise ziemlich absurd, dass muss man mögen um den Film gucken zu können. Wer eher den tiefsinnigen oder versteckten kleinen Witz mag, ist hier ganz eindeutig falsch. Der Film macht zu jeder Zeit platz für die Pointe. Besonders im zweiten Drittel kann dies anstrengend sein oder man akzeptiert diese Art der Parodie und freut sich seines Lebens. So habe ich es gemacht und hatte über 100 Minuten sehr viel Spaß mit diesem Juwel einer Komödie.

Pro:

  • Igor und Frederick (Feldman und Wilder)
  • Fast jeder Gag zündet
  • Frankenstein Filme werden gekonnt parodiert

Contra:

  • langatmig ab dem zweiten Drittel
  • Story ist einem irgendwann egal
  • Szenen teilweise überflüssig

Frankenstein Jr

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